POGGIO CULTURA PRESSE

Voce della Vallesina, 27.08.2023

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Vom 6. bis 13. August war das kleine märkische Dorf Poggio San Marcello Schauplatz einer lebendigen Kulturinitiative. In diesem Zusammenhang haben wir der Leiterin, der Dichterin Johanna Peltner-Rambeck, einige Fragen gestellt. Jetzt, wo das Festival zu Ende ist, können wir ein wenig Bilanz ziehen. Kann man inzwischen sagen, dass eine solche Initiative auch der Belebung von Gebieten abseits der großen Touristenströme dient?

Die Region Marken zeichnet sich durch eine starke Konzentration des Tourismus und der Produktionstätigkeiten an der Küste aus. Tatsächlich gibt es nur wenige Kilometer vom Meer entfernt völlig vergessene Welten. Dies hat es ermöglicht, eine kulturelle und künstlerische Tradition zu bewahren, die unabhängig von der Logik des Profits ist, aber gleichzeitig ist jetzt ein Wendepunkt notwendig, um Gebiete aufzuwerten, die sich entvölkern und zunehmend auf sich selbst zurückgeworfen sind. 

Mir scheint, das Festival wollte vor allem einen unkomplizierten Austausch zwischen Künstlern, zwischen Künstlern und Publikum, zwischen verschiedenen Sprachen fördern. Ist das so?

Das Festival ist eine unabhängige Initiative, die ganz eigene Wege geht im Vergleich mit den großen Kunstereignissen. Zunächst einmal findet die Woche auf der Grundlage der Begegnung statt, und die Künstler sind eingeladen, in eine ungewöhnliche Atmosphäre einzutauchen, um Interessen und Erfahrungen auszutauschen. Ihre aktive Beteiligung an der Organisation von Ausstellungen und Präsentationen schafft ein ideales Klima für den Dialog. Die Künstler kommen aus sehr unterschiedlichen Bereichen, ein internationales Panorama mit unzähligen Facetten. Der Zauber der umgebenden Landschaft trägt dazu bei, ein ideales Klima für Kreativität in einer Atmosphäre zu schaffen, die weit weg von allem ist, ohne den störenden Rhythmus der Zeit und der kommerziellen Logik.

Hier in Poggio ist der Austausch zwischen Publikum und Künstlern auch ein Austausch von Lebensstilen zwischen Einheimischen und der deutschen Gemeinschaft. Man kann also auch von einem interkulturellen Austausch sprechen. 

Am Anfang entstand alles durch Zufall in einer Gruppe deutscher Künstler und Kunstinteressierter, die sich auf eine typisch italienische Lebenswelt einließen. Ein Unterfangen, das sich schnell entwickelte und Netzwerke von Kontakten, Wissen und Freundschaften entstehen ließ. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das Festival auf einen interkulturellen Austausch ausgerichtet. Austausch entlang einem europäischen Weg, der von Mitteleuropa ausgeht und den Mittelmeerraum einschließt. Einige Entscheidungen waren besonders glücklich und haben den Dialog mit lokalen Institutionen gefördert, auch im Bereich der Bildung und der Museen.

Der Kern der einbezogenen Personen und möglichen Unterstützer hat sich infolgedessen erheblich vergrößert. Wir sind besonders zufrieden mit dem Niveau, das wir erreichen und insbesondere mit der künstlerischen Vielfalt. Es ist gerade die Zusammenarbeit von sehr unterschiedlichen Einrichtungen, die für ein breiteres Publikum geeignete qualitative Entscheidungen begünstigen. 

Im Lauf der Zeit stieg der künstlerische Anspruch an die ausgestellten Werke. Wie sind Sie mit diesem Aspekt umgegangen?

Wichtig sind die Möglichkeiten zur Diskussion an denen Künstler teilnehmen. Künstlergespräche und Workshops bieten zum Beispiel der Öffentlichkeit einen Weg um sich Fragen über künstlerische Themen zu stellen. Das Gleiche gilt auch für die Künstler selbst. Das Handwerk der Kunst bleibt nicht vor der täglichen Wirklichkeit verborgen. Es gibt keinen Elfenbeinturm. Sowohl die Fragen der Ästhetik wie auch der Poesie kommen auf den Tisch, seien es Details technischer Bearbeitung, oder Fragen zu handwerklichem Geschick in Verbindung mit intellektuellem Engagement. Vergleiche zwischen bildender Kunst und Literatur, Musik, Theater usw. werden angeregt. Unterschiedliche Mentalitäten und Herkünfte begegnen einander, verschiedene Sprachen werden gesprochen und spontane Übersetzungen schaffen eine parallele Ebene um Verwirrungen aufzulösen.

Bewohner von Poggio San Marcello einbeziehen und insbesondere die Jüngsten – welche Initiativen haben sie in dieser Hinsicht gestartet?

Es ist sehr schön zu beobachten, wie sich das Interesse am Festival in der Gegend verbreitet hat. In einer Wirklichkeit, die nicht besonders reich an Möglichkeiten ist, haben sich unerwartete Perspektiven aufgetan. Diejenigen, die aus freien Stücken, aus Tradition und Notwendigkeit an diesen Orten leben, konnten mehr Möglichkeiten und Sensibilität für menschliche Kontakte entwickeln. Die Kunst ist ein äußerst wirksames Mittel, um sich in eine “andere” Dimension zu versetzen. Tatsächlich beteiligten sich Kinder rege an Workshops und Vorführungen künstlerischen Tuns. Sie zeigten ein Verhalten, das auf natürlicher Neugierde von Menschen, die sich entwickeln, beruht. Gerade in der heutigen Zeit gibt es zu viele hinderliche künstliche Reize, und es besteht die Gefahr, dass der authentische, direkte Kontakt verloren geht. Wir bewegen uns gegen diesen Trend.

Wie sehen deutsche Künstler die italienische Kunstszene? Welche historischen Autoren werden in Ihrem Teil der Welt am meisten geschätzt?

Italien ist seit Hunderten von Jahren ein besonderes Ziel der Kunst- und Kulturliebhaber. Es gibt eine echte deutsche Tradition für das Interesse an den Gedanken des Humanismus und der Renaissance. Hinzu kommt die Lebendigkeit der gegenwärtigen Szene, die weiterhin auf klassische Quellen zurückgreift und mit jener Kreativität und Ausdruckskraft angereichert ist, die für italienische Künstler charakteristisch ist. Was mir im Augenblick wichtig erscheint ist die Tendenz zur Zusammenarbeit ohne Einheitlichkeit. Wir sind uns bewusst, wie wichtig es ist, sich zu treffen, miteinander zu sprechen, sich zu konfrontieren und geeignete Strategien zu entwickeln, um die Künste in einer äußerst kontroversen aktuellen Situation zu fördern.

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Bearbeitet von Gabriele Bevilavqua

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Artikel im Original

Presseerklärung zu „Uh – insieme d’arte per sette giorni“

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Poggio San Marcello, 6.8. bis 13.08.2023

Eine Woche Kultur in Poggio San Marcello! Theater, Musik, Bildende Kunst, Literatur und vieles mehr! Zum fünften Mal seit 2019 treffen Künstler in diesem traumhaften Castello über dem Esinotal auf ein interessiertes Publikum. Die Kulturwoche, organisiert vom Verein „Scambio Culturale Europeo Poggio San Marcello“, der Proloco, und der Compagnia Teatrale G. Bruciaferri hat sich zu einem festen Bestandteil unseres Jahreskalenders entwickelt und zieht jedes Jahr unter der Schirmherrschaft der Gemeinde Poggio San Marcello zahlreiche Besucher aus nah und fern an.

Bildende Kunst
Werke von Gianfranco (Pico) Romagnoli, Giancarlo Lepore, Catuscia Buci, Mikos Meininger, Ulrike Kaiser, Angelo Melaranci, Benedikt Stumpf und Dafne Comuzzi werden gezeigt. Neben Zeichnungen, Collagen, Drucken, Malerei und Skulpturen ist auch experimentelle Kunst vertreten. Traditionell haben Kunstgespräche mit dem Publikum einen besonderen Stellenwert.

Theater
Die Compagnia Teatrale G. Bruciaferri bietet zur Eröffnung ihr Erfolgsstück „Li ‘l bar de Vince‘ non solo pe‘ ‘l caffè“ in regionaler Mundart an. Die Zuschauer tauchen dabei in das Dorfleben des letzten Jahrhunderts ein und werden feststellen, dass sich seither gar nicht so viel geändert hat.

Literatur
Es gibt Lyrik aus Italien (don Mariano Piccotti), Argentinien (Gastone Cappelloni) und Deutschland (Johanna Peltner-Rambeck). Ein Abend ist dem 32. Gesang der Divina Comedia gewidmet. Prof. Franco Musarra, Ruggero Sorci, Luca Carnevali und Ulla Musarra Schroeder werden das Bild des großen Dichters vertiefen. 

Musik
Der Tomassini-Chor aus Serra de’Conti und die Banda l’Aurora aus Castelplanio und Poggio San Marcello setzen konzertante Highlights. Der Tenor Anton Klotzner (München) wird mit Franz Troeger (Bamberg) Serenaden unter Balkonen und Fenstern vortragen. Auch das ALIMI-Duo und die Band CROSS ROADS geben Konzerte.

Markt für Kunsthandwerk, Fotowettbewerb, Cena Paesana
Am Samstagabend den 12.8. ab 17.00 bieten örtliche Kunsthandwerker ihre Produkte auf der Piazza della Madonna an, während vor dem Stadttor eine große „Cena paesana“ ausgerichtet wird. Um 19.00 Uhr findet dort auch die Prämierung des Foto-Wettbewerbs für junge Leute (bis 25 Jahre) statt, das Thema ist, einen Menschen bei seiner Arbeit zu zeigen. Noch kann man mitmachen und einen Preis gewinnen, denn Fotos können bis 10. August unter poggiocultura@icloud.com eingereicht werden.

Workshops
Traditionell haben Besucher die Möglichkeit, an Workshops, die von Künstlern geleitet werden, teilzunehmen – eine einzigartige Gelegenheit, die kreative Seite in sich zu entdecken und von erfahrenen Künstlern zu profitieren. Anmeldung unter poggiocultura@icloud.com

Wir freuen uns, dass diese Kulturwoche eine Plattform für den kulturellen Austausch zwischen Bewohnern der umliegenden Gemeinden, dem internationalen Kulturpublikum und den ausführenden Künstlern bieten wird und so unsere Gemeinschaft bereichert. Es ist eine wunderbare Gelegenheit, die künstlerische Vielfalt und das kulturelle Erbe unserer Länder zu feiern und zu teilen.

Wir laden alle herzlich ein, an diesem besonderen Ereignis teilzunehmen und sich von der Schönheit und Magie des kleinen Städtchens Poggio San Marcello und der Kunst verzaubern zu lassen.

PRESSEEMPFANG:
Um der Presse ein direktes Erleben zu ermöglichen, werden wir am 07.08. um 16:00 Uhr einen Presseempfang im Rathaus geben, die Künstler können in ihren Ateliers und Ausstellungsräumen kontaktiert werden. 

Für weitere Informationen und das detaillierte Veranstaltungsprogramm besuchen Sie unsere offizielle Webseite poggiocultura.eu oder kontaktieren Sie uns unter poggiocultura@icloud.com.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme!

Giuseppina Spugni, Bürgermeisterin von Poggio San Marcello

Kontakt: +49 179 3249 740 Giovanni Rambeck

poggiocultura@icloud.com

Freie Übersetzung eines Artikels von Gabriele Bevilacqua aus Jesi.    

Uh-Festival – Kunst gemeinsam sieben Tage lang erleben 

27. August bis 3. September 2022 in Poggio San Marcello

Unter den zahlreichen Vorschlägen für den Sommer verdient einer unsere Aufmerksamkeit: Ich meine das Festival “Uh” in Poggio San Marcello, das unter der Federführung des örtlichen Vereins “Europäischer Kulturaustausch” in Zusammenarbeit mit der Gemeinde, der Proloco und der Pfarrei entstanden ist.

Johanna Peltner-Rambeck und Johann Rambeck leben seit mehr als zwanzig Jahren in der kleinen Stadt in den Marken. Beide sind Fachleute auf dem Gebiet der Pädagogik und der bildenden Kunst, sie eine interessante Dichterin. Sie sind fasziniert von einem Dorf, das “einem Nest gleicht, das sich mit der Weite der Landschaft bis hin zum Meer verbindet”, und wollen mit diesem Festival “den Einheimischen, die sie sehr freundlich aufgenommen haben, etwas zurück geben”. Sie haben zusammen mit anderen Deutschen, einen Europäischen Kulturaustausch Verein gegründet und wollen die Kunst für Poggio und durch Poggio zum Leuchten bringen. Durch Poggio, weil die Bewohner aufgefordert wurden, teilzunehmen, nicht nur als Zuschauer, sondern auch mit Musikveranstaltungen und bei Workshops und Kunstgesprächen. Das interkulturelle Profil der Veranstaltung verdient angesichts der Anwesenheit von deutschen und italienischen Künstlern und Akteuren besondere  Beachtung. Daher kann man sagen, dass die Aufwertung der Kunst durch die Rückbesinnung auf die Gemeinschaft erfolgt. Umgekehrt findet die Aufwertung der Gemeinschaft durch Kunst und Kreativität statt, je nach verschiedener Wahrnehmung von Kultur. 

Ein weiterer Grund für das Interesse: Die Kunstausstellungen werden von den Künstlern selbst kuratiert und das Publikum kann die Protagonisten während der Performances treffen und mit ihnen sprechen. So wird der Künstlers zum Protagonisten, der sein Werk in der Öffentlichkeit erklärt und illustriert. 

Nicht nur die Gemeinde hat, durch die Bereitstellung ihrer Räumlichkeiten mitgewirkt, auch die Kirche. In der Tat finden wir im Programm drei Momente, in denen die Kirche als kleine Werkstatt der Kreativität gesehen wird. Damit meine ich die Aufführung “Der Tanz der Schöpfung”, eine Neuinterpretation der Genesis in einer Choreographie von Noemi Donati, mit Musik und Bildern des Fotografen Andrea Barchiesi aus Jesi und Auszügen aus einem Text, der Teil einer von Schwester Anna Maria Vissani herausgegebenen Reihe ist. 

Weiterhin gibt es eine Reihe von Fotos, die don Mariano mit Hilfe der Grafikdesignerin Simone Mosca zusammengestellt hat, das Thema ist die Schönheit, die auch auf dem Boden verborgen ist, in den kleinen Dingen, auf die wir treten. 

Abschließend möchte ich noch auf ein Konzert des Musikwissenschaftlers und Organisten Alberto Bugari nach der Messe am 28. August hinweisen, zu dem die Gemeinde einen Beitrag geleistet hat. 

Im Grunde ist der Weg der Kreativität ein Zeichen der Vitalität für die Gemeinschaft in  Poggio San Marcello, die wiedergeboren werden will,  für Zuschauer und Gäste, die sich nach weniger kommerzieller Unterhaltung sehnen.

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